[zu: „Bashirs Insekten“ von Dominic Johnson, taz, 24.04.2012, http://www.taz.de/!92120/ und „Kämpfe zwischen Sudan und Südsudan: Bomben statt verhandeln“, taz, 23.04.2012, http://www.taz.de/!92015/%5D
Dominic Johnson schlägt Alarm in seinem Kommentar in der taz:
„Wie lange will die Weltgemeinschaft dem Treiben dieses Herrn noch zusehen? Gegen Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir liegt ein internationaler Haftbefehl wegen Völkermordes vor. Neuerdings vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht seinem vor einem Jahr abgespaltenen Nachbarland Südsudan mit Gewalt droht.
Vor kurzem nannte Bashir die Südsudanesen ‚Insekten‘ – seit dem Genozid in Ruanda 1994 ist das die klassische afrikanische Rhetorik, um eine Volksgruppe zur Ausrottung freizugeben. Dann fuhr Bashir ins Kriegsgebiet, um das Ende jeder Verhandlungen zu verkünden.“
Was genau ist eigentlich passiert? Schlagen wir die taz vom Tag davor auf: „Das Ölfeld liegt an der nicht vollständig festgelegten Grenze zwischen Sudan und Südsudan. Mehrere Teile des Ölfelds, das für die Hälfte der Ölproduktion Sudans aufkommt, werden von beiden Staaten beansprucht. Der Sudan hat mit der Unabhängigkeit des Südens drei Viertel seiner Ölreserven verloren. Der Südsudan hatte am 10. April das Ölfeld besetzt, sich aber unter internationalem Druck am Freitag zum Rückzug entschlossen“ Und weiter: „Ein AFP-Reporter berichtete aber, dass die Leichen zahlreicher südsudanesischer Soldaten in der Kampfzone lagen.“
Mit anderen Worten: a) Der Südsudan marschierte in den Norden ein und wurde zurückgeschlagen.b) Der nordsudanesische Diktator al-Bashir bezeichnete in seiner „klassisch afrikanischen Rhetorik“, wie es der taz-Korrespondent in seiner klassisch europäischen Kriegspropaganda nennt, nicht die Südsudanesen, sondern lediglich deren Regierung als „Insekten“.
Nicht dass man an der Brutalität solcher Aktionen zweifeln sollte, aber an dem taz-Kommentar kann man ablesen, wie die Leserschaft darauf eingeschworen wird, für eine Seite Partei zu ergreifen. Der Süden erlebt die Niederlage im Kampf um die Ölressourcen, da müssen Deutschland und seine Verbündeten handeln und den Norden an einem neuen, „typisch afrikanischen“ Genozid hindern.
HR